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„Zero to One“: Das Neue Spiel der Innovation

Was bedeuten Innovation und Fortschritt heute? Erfolgreiche Unternehmen wissen: Innovation folgt anderen Spielregeln.

Buch: Zero to one

Campus Verlag, 2014, Hardcover EUR 22,99

Im dynamischen Wettbewerb unserer schnelllebigen Zeit, überlebt langfristig nur, wer mit der Zeit geht und sich neu erfinden kann ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren. Die moderne Management-Literatur scheint sich mittlerweile darauf geeinigt zu haben, dass der Schlüssel erfolgreicher Innovationsprozesse in der Ambidexterität von Organisationen zu finden sei. Mithilfe gedanklich-kontextueller und räumlich-struktureller Abgrenzung wird gezielt versucht, aktuelle Stärken effizient zu nutzen (Exploitation) aber gleichzeitig flexibel und offen für Neues zu bleiben. Doch, wie Star-Investor Peter Thiel in dem Buch „Zero to One“ argumentiert, ist Neues nicht immer neu genug. Die Zukunft des Fortschritts fußt auf dem Ersinnen von „wirklich Neuem“. Unternehmen, die den Best Practices von heute folgen, Bewährtes nachahmen und ausschließlich Funktionierendes optimieren, erzielen lediglich extensiven Fortschritt. Diese weit verbreitete Herangehensweise ist gedanklich verwandt mit dem Begriff „Globalisierung“, welche durch die geografische Dispersion bewährter Phänomene einen Wandel „von eins auf n“ bewirkt. Vertikaler oder „intensiver“ Fortschritt hingegen wird von neuen Technologien getrieben, die radikal Neues ermöglichen und uns „von null auf eins“ springen lassen.

Welches Spiel wird hier gespielt?

Wenn technologische Innovationen also unsere Gesellschaft retten sollen, muss die Unternehmenswelt nicht nur neue Spielregeln akzeptieren, sondern eine völlig neue Art Spiel spielen:  Das gesellschaftlich und wirtschaftlich etablierte Konkurrenzspiel (agon), welches wir Wettbewerb nennen, weicht dabei dem Spiel des Monopolkapitalismus. Die Ideologie des Wettbewerbs sieht es vor, dass Menschen und Unternehmen im ständigen Konkurrenzkampf miteinander stehen. Die Versteifung auf Rivalität läuft unter der theoretischen Annahme des vollkommenen Marktes auf ein Nullsummenspiel hinaus, bei dem langfristig niemand gewinnen kann. Durch die Zugabe von etwas Mimicry  wird aus dem hart umkämpften Wettbewerb ein Monopoly-Spiel, das Fortschrittsgewinne für alle Mitspieler (Unternehmen und Gesellschaft) bereithält. Mimicry ist die Spielkategorie, die nach Roger Caillois dem Spiel Elemente von Schein und Illusion verleiht.

“Play can consist not only of deploying actions or submitting to one’s fate in an imaginary milieu, but of becoming an illusory character oneself, and of so behaving.”

Das Spielziel des Monopolkapitalismus ist es nicht, die Konkurrenten im direkten Kampf zu bezwingen, sondern den Wettbewerb so weit wie möglich zu umgehen. Zu diesem Zweck sind Täuschung und Lüge probate Mittel, um zu vertuschen, welches Spiel eigentlich gerade gespielt wird: Monopolisten verkleiden sich als unbedeutende Unternehmen und kreieren die Illusion, ein kleiner Fisch in einem großen, hart umkämpften Markt zu sein. Nicht-Monopolisten hingegen steigen ins Pfauengewand und plustern sich zu einzigartigen Unternehmen auf, die eine Alleinstellung in einem speziellen Marktsegment halten.

Wer gewinnt?

Dieses Mimicry-Spiel gewinnt, wer die überzeugendste Selbstdarstellungsarbeit leistet und dadurch die größtmögliche Schere zwischen der tatsächlichen und der öffentlich wahrgenommenen Monopolstellung klemmt. Denn für Peter Thiel ist ein Monopol „der Zustand jedes erfolgreichen Unternehmens.“ Die wirtschaftlichen Vorteile, die für ein Unternehmen mit einer Monopolstellung einhergehen sind bekannt, wie aber soll die Gesellschaft von diktierten Preisen und begrenztem Wettbewerb profitieren? Thiel hebt diesbezüglich die „Dynamik der neuen Monopole“ hervor: Angetrieben von der Chance auf eine langwährende, lukrative Alleinstellung bieten innovative Monopolisten ihren Kunden gesteigerten Mehrwert und Auswahl und schaffen neue Produktkategorien und Märkte, in denen die Daseinsberechtigung alter Monopolisten dahinschrumpft. Diese Dynamik regt Fortschritt an, und zwar im „von-null-auf-eins-Speed“.

In großen Unternehmen führen bürokratische Hürden, Interessenskonflikte und Risikoaversion häufig zu Entscheidungsträgheit und hemmen die Innovationsfähigkeit. Aus diesem Grund werden neue Technologien und bahnbrechende Innovationen zumeist von Startups entwickelt, die die notwendige Freiheit und Flexibilität besitzen, um auf wirklich visionäre Ziele hinzuarbeiten. Doch auch Jungunternehmen altern und müssen sich im Zuge des Wachstums ständig neuen Herausforderungen stellen. Eine der wichtigsten Aufgaben des Managements ist es, diesen Reifeprozess durch strategische und organisationsbezogene Anpassungen zu fördern und somit die Innovationskraft auch im vorangeschrittenen Alter beizubehalten.

Das Institut für Ludologie  macht sich Erkenntnisse der Spielwissenschaften zunutze, um Tools wie das Spielfeld der Innovation zu entwickeln, die das Management von wachstumsorientierten Startups bei der Ausgestaltung und Weiterentwicklung von Innovationsprozessen unterstützen.